Die „Kultiviertheit“ der Bevölkerung einer Region ist auch daran abzulesen, wie sie zur Bildung ihrer Kinder, zum sozialen Ausgleich, zur Offenheit gegenüber anderen oder zu ihrer Umwelt steht. Kurz, wie sie ihre Zukunft gestaltet. Und dazu gehört selbstverständlich die Rolle, die die bildende Kunst, die Literatur, die Musik oder der Tanz spielen, das heißt also all jene Bereiche, die oberflächlich betrachtet nicht notwendig für das Überleben zu sein scheinen. Untersucht man Vorarlberg – und besonders Bregenz – unter diesem Aspekt, dann ist allerdings der Schluss zulässig, die Kultur liefere doch so etwas wie ein unverzichtbares Grundnahrungsmittel für die Entwicklung des Menschen. Anders ist nämlich die Fülle an Ereignissen nicht zu erklären, die diesem immateriellen, vermeintlich zweckfreien Feld hier gewidmet ist.
Kultur liefere doch so etwas wie ein unverzichtbares Grundnahrungsmittel
Über die Bregenzer Festspiele muss in diesem Zusammenhang nicht mehr viel gesagt werden. Ihre Strahlkraft ist global, mittlerweile losgelöst vom Ort, der sie beheimatet. Das Festspielhaus ist allerdings wichtiger Inspirationsort beziehungsweise Ausgangspunkt auch für andere Veranstaltungsreihen geworden. Beispiele sind der Bregenzer Frühling, der die international renommiertesten Tanzkompanien in die Stadt bringt, die prominent besetzten Meisterkonzerte für klassische Musik oder das Theater Kosmos, das mit seiner Spielstätte im shed8 heute die Funktion einer wichtigen kulturellen Kupplung zwischen Stadtzentrum und Vorstadt übernimmt. Und geht der Gast – vielleicht ist er Teilnehmer einer Tagung im Kongresshaus – ins Stadtzentrum, dann sieht er, dass Bregenz auch unabhängig von den Festspielen zurecht den Titel Kulturstadt trägt. Am Kornmarktplatz zeigt sich der Stellenwert, den die Vermittlung der verschiedenen Kunstgattungen genießt, in einem eindrucksvollen Ensemble von repräsentativen Bauten. Gemeint sind das vorarlberg museum, das Vorarlberger Landestheater mit seinen beiden Bühnen und das Kunsthaus Bregenz. Sie prägen mit ihrer Architektur das Stadtbild, mit ihren Programmen den Diskurs und mit ihrer Aura das Leben der Einheimischen wie der Gäste.
Und wo sich das Angebot und die Nachfrage derart verdichten, siedeln sich naturgemäß weitere kleinere und größere Kulturinitiativen an. Das heißt, auch in den Seitengassen der Stadt ist immer irgendwo der spontane Besuch einer Ausstellung, einer Lesung, eines Konzerts, eines Vortrags möglich. Um diese Vielfalt abzubilden, sind hier die Eingangssituationen einer Auswahl von großen und kleinen Häusern, von etwas abseits und von zentral gelegenen Veranstaltungsräumen gleichwertig nebeneinandergestellt.
Nicht gezeigt sind die zahlreichen Restaurants und Cafés, in denen die kulturelle Atmosphäre über andere Sinne noch einmal vermittelt wird. Allein im Zentrum der Stadt gibt es rund achtzig Möglichkeiten, sich zu stärken, sich auszuruhen oder sich in Gesellschaft zu amüsieren. Übrigens: Eine Attraktion gibt es, über deren große Anziehungskraft sich die meisten Einheimischen wundern. Es handelt sich um eine Fassade in der Kirchstraße, die mit ihren 42 Zentimetern als schmalstes Haus Europas in praktisch allen Reiseführern abgebildet ist. Wer möchte, kann sein eigenes Foto davon schießen. Genauso wie von jenem Ereignis, das am Ende eines Schönwettertages unten am See zu erleben ist, nämlich vom Sonnenuntergang – für viele immer noch eine der gelungensten Inszenierungen überhaupt.
(wm) / 5.3.2018
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