Die kleinste Kulturmetropole der Welt

Sonnendurchfluteter Raum propter homines im Festspielhaus Bregenz © Dominic Kummer

Kongresse und Tagungen, wo andere Urlaub machen

Von Reisenden aus dem Norden, die über Bregenz in den Süden fahren, hört man immer wieder: Hier beginnt für uns eigentlich der Urlaub. Das hat wohl auch mit dem Formalakt des offiziellen Verlassens des eigenen Landes zu tun, also mit jenem Moment, in dem man all das, was das Arbeitsjahr an Mühsal so mit sich bringt, aufatmend hinter sich lassen darf.

Spätestens jetzt hat keiner mehr ein Zugriffsrecht auf meine Zeit, denkt der über die Grenze Entkommene, denn bis hierher reicht der Arm der Alltagsgesetze nicht. Dieser befreiende Effekt wird erfahrungsgemäß auch für diejenigen wirksam, die sich nicht im Urlaub befinden, sondern die aus geschäftlichen Gründen hierher kommen, zum Beispiel als Teilnehmer eines Kongresses im Bregenzer Festspielhaus. Der Name Bregenz klingt einfach nicht nach Arbeit und Stress, er klingt nach Kultur, nach Inspiration, nach Erholung.

In dieser Stadt sind zwar nur knapp dreißigtausend Einwohner gemeldet, was etwas mehr als vier ausverkauften Vorstellungen einer Oper auf der Seebühne entspricht, aber sie ist die Hauptstadt Vorarlbergs und profitiert daher, unabhängig von den Festspielen, auch von der Anwesenheit anderer großer kultureller Institutionen.

Und sie profitiert natürlich von ihrer Lage an einem großen See. Noch dazu auf jener Uferseite, von der aus die Wasserfläche, obwohl gegen Süden hin von Bergen gesäumt, meist endlos wirkt wie ein Meer. Ein Blick, den es so in Europa selten gibt. Und fährt oder geht man ein paar Kilometer ins Hinterland, dann betritt man den Bregenzerwald und damit eine Region mit hunderten von Kilometern an Wanderwegen einerseits, anderseits aber auch mit einer Handwerks- und Bautradition, die ihren Ausdruck in einem mittlerweile in der ganzen Welt bekannten und beachteten Architekturstil gefunden hat.

Die meisten der eingangs erwähnten Urlauber bleiben natürlich nicht in Bregenz. Sie reisen hier nur durch, weil es sie ans echte Meer oder im Winter in die wirklich hohen Berge zieht. Deshalb wissen die meisten von ihnen auch nicht, was Bregenz, die vermutlich kleinste Kulturmetropole der Welt, alles zu bieten hat. Im Heft „Die feinen Unterschiede – Bregenz und Umgebung für neugierige Gäste“ könnten sie einiges darüber erfahren.

Der Milchpilz, ein Kiosk in Form eines Fliegenpilzes in Bregenz © Gerhard Klocker
© Gerhard Klocker

Der "Milchpilz" (eine gewagte Wortschöpfung aus Milchshake und Fliegenpilz) ist eines der Wahrzeichen von Bregenz und als Verpflegungseinrichtung nicht mehr aus der Stadt wegzudenken. Obwohl er in den kalten Jahreszeiten nicht in Betrieb ist, hinterlässt er als kuriose Wegmarkierung einen Eindruck, der den Reisenden in der Regel im Gedächtnis haften bleibt.

(wm)

Die kleinste Kulturmetropole der Welt © Gerhard Klocker
© Gerhard Klocker